Abstract Dissertationsprojekt
Moving The Needle.
Repräsentation und Darstellung von Gender und Diversität im österreichischen Spielfilm der Jahre 1997-2017.
Zweitbetreuung: Prof.in Dr.in Elizabeth Prommer/ Universität Rostock
Die Forschungsarbeit analysiert quantitativ die Darstellung und Repräsentation von Gender und Diversität on- und off-Screen im österreichischen Kinospielfilm der Jahre 1997 bis 2017. Über elf Dimensionen (Stereotypisierung & Komplexitätsgrad, Status & Domestizität, Gewalt & Aggression, Sexualisierung) und 126 Items werden 152 Filme und deren 1383 Figuren analysiert. 42 (28%) Filme von weiblicher Regie, 104 (68%) Filme männlicher Regie und 6 (4%) Filme von Regie-Teams wurden überprüft. Das sind 52% der Kinospielfilme mit österreichischer Beteiligung in dem untersuchten Zeitraum. Die Forschungsarbeit erstellt einen ersten zusammenhängenden quantitativ repräsentativen Datensatz von Haupt- und Nebenfiguren über diese 21 Jahre österreichische Kinospielfilmgeschichte. Die Daten werden deskriptiv und inferenzstatistisch auf Unterschiede zwischen (1) dem Geschlecht der Regie, (2) dem Geschlecht der Figuren, (3) Haupt- und Nebenfiguren sowie auf (4) Effekte der Zeit und punktuell auf (5) den Einfluss des Alters der Regie auf die Darstellungsweise von Figuren untersucht und getestet. Die verwendeten Dimensionen des erstellten Erhebungsinstruments sind testtheoretisch überprüft und weisen mit rÜ = 0.879 eine gute erste Reliabilität auf. Deskriptiv-statistisch gewonnene Befundmuster konnten inferenzstatistisch abgesichert werden: Sowohl on- als auch off-Screen sowie über alle analysierten inhaltlichen Dimensionen hinweg, zeigen sich persistierende Unterschiede in der Darstellung und Repräsentation von Gender und Diversität im österreichischen Kinospielfilm. Der österreichische Kinospielfilm zwischen 1997 und 2017 ist zwar on- und off-Screen durchschnittlich weiß, cis, hetero und männlich, doch zeigen sich in der getrennten Betrachtung nach Regie, gewisse Figurenstereotypisierungen von männlichen wie weiblichen Regisseur:innen. Weibliche Regisseurinnen drehen tendenziell Kinospielfilme mit weiblichem Filmteam und über Frauen und männliche Regisseure drehen tendenziell Kinospielfilme mit männlichem Filmteam und über Männer. Vor allem in der Dimension Aggression und Gewalt zeigt sich eine starke Stereotypisierung männlicher Figuren und männlicher Regie. Leerstellen und Entwicklungspotentiale für bis dato fehlende Repräsentationen und Darstellungsweisen werden herausgearbeitet und ausführlich diskutiert.
English Version
This research quantitatively analyses the portrayal and representation of gender and diversity on- and off-screen in Austrian feature films from 1997 to 2017. 152 films and their 1383 characters are analyzed via eleven dimensions (stereotyping & degree of complexity, status & domesticity, violence & aggression, sexualization) and 126 items. 42 (28%) films directed by women, 104 (68%) films directed by men and 6 (4%) films directed by teams of directors are reviewed. That is 52% of the films with Austrian participation in this period. The research creates the first coherent quantitatively representative dataset of major and minor characters over these 21 years of Austrian feature film history. The data is examined and tested descriptively and inferentially for differences between the (1) gender of the director, (2) the gender of the characters, (3) primary and secondary characters, as well as for (4) effects of time and, in part, for (5) the influence of the director’s age on the way characters are portrayed. The used dimensions of the newly created instrument have been tested test-theoretically and have a good initial reliability of rÜ = 0.879. Descriptive-statistical patterns of findings could be validated inferentially: Persistent differences in the depiction and representation of gender and diversity in Austrian feature films were found both on- and off-screen as well as across all analysed content dimensions. Although the average Austrian feature film between 1997 and 2017 is predominantly white, cis, hetero and male on- and off-screen, a separate analysis by director reveals certain character stereotyping of both male and female directors. Female directors tend to make films with a female film team and about women, and male directors tend to make films with a male film team and about men. Especially in the dimension of aggression and violence, a strong stereotyping of male characters and male directors is evident. Gaps and development potentials for representations and ways of portrayal that have been missing up to now are elaborated and discussed in detail.
Kurzbiografie Barbara Wolfram
Barbara Wolfram ist eine österreichische Film- und Theaterregisseurin sowie künstlerische wie wissenschaftliche Forscherin. Sie hat an der Filmakademie Wien/ mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien promoviert und davor einen Master in Psychologie an der Universität Wien erworben. Wolfram hat internationale Forschungs-, Lehr- und Studienaufenthalte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris, an der ENS Louis Lumière, Paris, an der HDK Valand Academy der Universität Göteborg/Schweden und an der Guildhall School of Music and Drama, London, absolviert.
Als künstlerisch-wissenschaftlicher PostDoc an der Filmakademie Wien leitet sie gemeinsam mit Paulus Wagner ein Projekt über Polarisierung in Gesellschaften (gefördert von Stadt Wien Kultur MA7): Building Bridges in Polarised Societies (2021 – 2024) und arbeitet an filmischen Autosoziobiographien im PEEK (FWF)-Projekt: Confronting Realities. Arbeit an filmischen Autosoziobiografien (2021 – 2024).
Nebenbei podcastet sie gemeinsam mit Bianca J. Rauch in ihrem filmwissenschaftlichen Podcast Ned wuascht – wir geh’n fisch’n über Gender- und Diversitätsdarstellung im Film.
https://barbarawolfram.com/
ORCID ID: https://orcid.org/0000-0002-4333-3599
Datensatz (open access)
Abgeschlossen 2023, bei Interesse an der Arbeit melden Sie sich gerne bei Barbara Wolfram (wolfram-b@mdw.ac.at)
Auszeichnungen
Award of Excellence 2023 vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Herta und Kurt Blaukopf-Award 2024 der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien