New York City, 22. März 2018 – 31. März 2018
Produktionsreise 2018 – Bericht der Studierenden (Filmakademie Jahrgang 2015)
Wie schon vor zwei Jahren bei unserer Studienexkursion nach London, haben auch diesmal die Studierenden das Reiseziel gemeinschaftlich festgelegt. Für die Organisation und Programmgestaltung der Reise wurde aus allen Fachbereichen eine Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus Victoria Herbig, Clara König, Julia Willi, Marius Mertens und Nicolas Pindeus. Herzlichen Dank an euch und auch an alle anderen des Jahrgangs, deren Anregungen in die Vorbereitung eingeflossen sind. Weiters danke ich unserer Studienassistentin Shirin Hooshmandi für ihre Unterstützung sowie Christoph Rainer, der einen wesentlichen Beitrag zu unserem Programm in New York geleistet hat. Vielen Dank an unsere Kooperationspartner, die Columbia University (Maureen Ryan, Eric Mendelsohn, Annette Insdorf) und das Österreichische Kulturforum New York (Christine Moser, Stephanie Falkeis). Schließlich noch einen großen Dank an die Institutionen, die uns schon zum zweiten Mal finanziell unterstützt haben.
Über unsere Exkursion könnte ich viel erzählen, angefangen vom Schneesturm Toby, der unsere Anreise in ein Abenteuer verwandelt hat, das manche nach Washington und andere sogar nach Doha in Katar geführt hat, bevor sie endlich New York erreichen konnten. Ich könnte auch davon erzählen, dass Michael Haneke fast mitgekommen wäre – und dann, obwohl nicht bei uns, dennoch allerorts in New York präsent war. Oder, dass ein Gepäckstück so klein war, dass es am Schalter für „Großgepäck und Tiere“ abgegeben werden musste und, offenbar nicht ernst genommen, nicht in New York ankam.
Das würde aber die Länge eines Vorworts sprengen, daher werde ich es den Studierenden überlassen, über unsere Exkursion zu berichten. Über eines sind wir uns, denke ich, alle einig: wir haben eine sehr inspirierende und spannende Zeit in New York verbracht.
Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen der individuell gestalteten Berichte unserer Studierenden.
Katja Dor
Mit freundlicher Unterstützung von
Tagesbericht NYC Studienreise, 22.3.18 – Tag 0
Erster Tag. Anreise. Unser Flug wird gecancelt. Mitten in der Nacht treffen wir uns am Flughafen, um einen früheren Ausweichflug zu nehmen. 16 verschlafene Gestalten, die um 5h morgens auf einen Flug nach Zürich warten…
Dort angelangt folgt eine etwas undurchsichtige Befragung, der sich alle Reisenden in die USA unterziehen lassen müssen. Wir werden gefragt, welchen sportlichen Aktivitäten wir nachgehen oder wie lange wir mit dem Fahrrad zur Uni fahren. Nach der Beantwortung dieser sicherheitsrelevanten Fragen, geht es weiter mit dem Flieger nach Washington, wo alle glücklich die Einreise und den Sicherheitscheck überstehen. Nur das Gepäck ist nicht vollständig.
Von Washington DC geht es mit einem schwarzen Partybus weiter nach New York. Die fünfstündige Fahrt auf dem Highway gestaltet sich dank farbiger LED-Beleuchtung, Musik via Bluetooth und dem rasanten Fahrstils des Fahrers als recht kurzweilig.
Um 23h Ortszeit kommen wir in Brooklyn an. Wir beziehen erschöpft und voller Vorfreude unser Quartier. Die Zimmerwahl ist schnell getroffen, alle packen aus, schauen sich schon mal in der Nachbarschaft um oder sitzen noch in der Küche und unterhalten sich.
Der Tag hatte nun mit Zeitumstellung 29 Stunden und bald nach Mitternacht gehen wir schlafen und freuen uns auf den Beginn des Programms der Reise am folgenden Tag.
Marius Mertens
Tagesbericht NYC Studienreise, 23.3.2018 – Tag 1
Unser erster Tag in New York City wartete trotz teilweiser Müdigkeit und Jetlag mit einem dichten Programm auf.
Los ging es, nach der täglichen Fahrt mit dem A-Express Train nach Manhattan, in der NYU Tisch School of the Arts mit einer Führung durch die Räumlichkeiten des Filmmaking Programms. Die Plakate prominenter Filme, die von oder unter Mitwirkung von Tisch-Absolventen fertiggestellt wurden, sind hier stolz in den Gängen ausgestellt. Geführt wurden wir von einer Master-Studentin im zweiten Jahr. Während wir Hörsäle, Projektionsräume, Schneideräume, Studio und Techniklager besichtigten, bekamen wir einen Überblick über das Studium an der Tisch vermittelt und konnten uns dahingehend austauschen. So ist das Master-Programm zum Beispiel hauptsächlich an RegisseurInnen und DrehbuchautorInnen gerichtet. Es wird zwar, ähnlich wie an der Filmakademie Wien, besonders Anfangs jeder Aspekt des Filmemachens unterrichtet, aber immer aus Perspektive des/der RegisseurIn. Da das Studium hier sehr teuer ist, sind die meisten Studierenden an der NYU auf Stipendien angewiesen. Interessant ist, dass in etwa die Hälfte der Studierenden aus dem Ausland an die Tisch kommen. Abschlussfilme werden oft in den jeweiligen Heimatländern realisiert und geben der NYU damit viel Internationalität. Die Budgets dafür werden nur zum Teil von der Uni bereitgestellt und der Rest, mangels öffentlichen Fördersystems, meist durch Crowdfunding-Kampagnen lukriert.
Nach dem Besuch an der NYU ging es zurück über den East River nach Brooklyn zu Alex Lemke und seiner VFX Firma East Side Effects. Alex war früher Professor für Digital Arts Compositing an der Filmakademie Wien, bis er in die USA ging um hier eine Firma zu gründen. Wir bekamen einen Einblick in die Räumlichkeiten und Arbeitsplätze und konnten den VFX-Artists bei der Arbeit am neuen Film der Cohen Brothers auf die Finger schauen. Überraschend war für viele, dass für East Side Effects der Firmenstandort nebensächlich ist und auch des öfteren Projektabhängig verlegt wird. Die Technik ist schnell transportabel und Mitarbeiter werden Projektabhängig auf selbstständiger Basis gebucht. Diese Arbeitsweise ermöglicht laut Alex Lemke eine Nähe zum Schneideraum die er als besonders wichtig erachtet. Außerdem erzählte Lemke aus dem Arbeitsbereich eines VFX-Supervisor und erörterte interessante Vorbereitungen auf einen VFX-lastigen Nachdreh des Cohen Brothers Film.
Zu guter Letzt ging es nach einer kleinen Pause wieder zurück nach Manhattan in die 42. Straße. Das Theaterstück Good for Otto stand für heute noch am Programm. Mit Ed Harris und F. Murray Abraham prominent besetzt, verhandelte das Stück Themen rund um den Umgang mit psychisch labilen Menschen und den Stellenwert deren im amerikanischen Gesundheitssystem. Nach drei interessanten und unterhaltsamen Stunden, ging es für uns wieder zurück nach Brooklyn.
Lukas Allmaier
Tagesbericht NYC Studienreise, 24.3.18 – Tag 2
Für Samstag war ein Besuch im Susan Batson Studio angesetzt, in dem uns ihre Technik näher gebracht werden sollte, bevor wir dann 2 Tage später selber ihre Theorien am eigenen Leib ausprobieren durften.
Der Unterricht im Susan Batson Studio war wahrscheinlich der Programmpunkt während unserer Reise, auf den ich mich am meisten gefreut habe! Umso schöner war es, dass sie uns vor Unterrichtsbeginn persönlich gegenüber stand und uns herzlich in ihrem Studio willkommen hieß, bevor sie die Unterrichtsführung ihrem Sohn, John Ford, überlassen hat. Die nächsten 3 Stunden stand dieser dann vor einem Whiteboard und gab sein Bestes, um uns die Schauspieltechnik seiner Mutter so einfach und persönlich wie nur möglich näher zu bringen. In der Theorie klingt diese auch sehr einfach und einleuchtend (die Praxis ist dann wieder ein anderes Kapitel) und sieht wie folgt aus:
Susan Batson in der Meinung, dass sich alles auf die persönlichen Gefühle gegenüber unserer Mütter und Väter zurückführen lässt und es gilt in ihrem Schauspielunterricht, diesen auf den Grund zu gehen. Wen das jetzt an Psychotherapie erinnert, dem sei ein Sprichwort von John ans Herz gelegt:
„If this were psychotherapy, you’d feel better afterwards!“ Sich offen legen, ohne etwas aufzuarbeiten, Authentizität erzeugen und fast schon peinlich ehrlich sein, ohne dabei eine Art Heilung zu erfahren. Schauspiel, das von Herzen kommt – nicht vom Hirn.
Susan meint in ihrem Buch „Truth“, dass es dazu dreierlei Dinge benötigt: den sogenannten NEED, welchen sie als „Charakters Humanity“, also die „Menschlichkeit der Figur“ versteht, was bedeutet, dass man versteht, was die Figur im tiefsten Inneren braucht (Core Sensation), was sich aus einem unerfüllten Wunsch im Bezug auf Mutter und Vater zurückführen lässt. Um sich selbst zu schützen, kreiert man eine „Public Persona“, die für alle anderen sichtbar ist und die in direktem Gegensatz zu dem steht, was wir eigentlich brauchen. Also, wenn wir das Bedürfnis haben, beschützt zu werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir eine Public Persona inszenieren, die dazu tendiert, alle anderen zu beschützen….also das Bedürfnis auf Grund dessen Mangels, selbst auszuleben. Gleichzeitig entwickelt man einen „Tragic Flaw“, eine selbstzerstörerische Eigenschaft, die uns eigentlich daran hindert, unser Bedürfnis tatsächlich zu erreichen.
Die Idee Batson’s ist es, sich selbst dieser Dinge im eigenen Leben bewusst zu werden um dann anhand dieser Basis eine Verbindung zu der Figur in einem Film aufbauen zu können, und diese wahrhaftig spielen zu können: „Playing the idea of something vs. playing a connection to something“. Eine Verbindung aufzubauen bedeutet dabei aber nicht unbedingt Parallelen zu finden. Ich muss eine Situation nicht unbedingt genau so erlebt haben, um mich in sie hineinzufühlen und mit einem universalen Gefühl zu vergleichen.
Wenn man an einen Text herangeht, sucht man dabei immer nach dem sogenannten
„Superobjective“, der Intention oder Motivation der Figur, die hinter dem Text steht. Dabei handelt man sich von Moment zu Moment, von Motivation zu Motivation. Der letzte Satz einer Figur sagt dabei standardmäßig das aus, was die Figur im Großen und Ganzen möchte.
Nach der Lecture wäre geplant gewesen zum berühmten Mendelson Filmclub zu gehen, der vor allem für seine Diskussionen und in die Tiefe gehenden Untersuchungen von Film bekannt ist. Da Mendelson sich aber gerade in einer Woche befand, in der auch ein Film bei dem er das Drehbuch geschrieben hatte in die Kinos kam, musste er den Club aus terminlichen Gründen leider ausfallen lassen. In der Woche darauf hatten wir allerdings die Möglichkeit, stattdessen an einer seiner Lectures teilzunehmen, und das war mindestens genauso toll!
Statt dem Mendelson Filmclub konnten wir uns den restlichen Nachmittag frei gestalten, was extrem schön war, da man in New York so viel Zeit mit Subway-fahren verbringt, dass an den restlichen Tagen gar nicht so viel Zeit für Sightseeing übrig blieb, wie ursprünglich gedacht. Ich habe mit ein paar Freunden den Nachmittag daher dazu genutzt bei wirklich wunderschönem Wetter die Highline entlang zu spazieren, mich durch den Chelsea Market zu schlemmen (wo sonst gibt es bitte „Mexican influenced sushi“? Oder waren es „sushi influenced Tacos“?), die angeblich besten Brownies zu kaufen, bevor wir uns ein paar Austern gegönnt haben, durch Soho zu marschieren und mich von der Hippness der Leute plätten zu lassen (ich bin mir sicher, ein paar Menschen auf der Straße gesehen zu haben, auf die ich sonst nur in Magazinwerbung einen Blick erhasche). Nach einem Spaziergang durch Little Italy sind wir dann schließlich in Chinatown in einem ausgesprochen guten Restaurant gelandet und ich durfte mit einer wirklich lustigen Freundesrunde extrem gutes Essen genießen. (– Wie man vielleicht merkt hat mich die amerikanische Sprache, sich ausschließlich in Superlativen auszudrücken ein wenig angesteckt. Aber es hat auch wirklich einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen!) Den Abend haben wir dann noch Tanzend und Singend ausklingen lassen. Dabei muss ich ehrlich zugeben, dass ich so viel Spaß wie an diesem Tag oft nicht einmal in einer ganzen Woche Urlaub erleben durfte.
Lisa Hasenhütl
Tagesbericht NYC Studienreise, 25.3.18 – Tag 3
Keine fünf Gehminuten von unserem Appartement, lag die Gospel Concord Baptist Church of Christ. Groß und zumindest an diesem Palmsonntag vor Ostern, sehr gut besucht. Für uns eine Möglichkeit einen Eindruck eines „worship“ und einer Gemeinde zu bekommen, wie es sie im europäischen Raum wohl kaum gibt. Ganz besonders natürlich die beeindruckende musikalische Untermalung. Wir wurden sehr herzlich Aufgenommen und es war schade, dass wir den Gottesdienst schon vor dem Ende verlassen mussten, um rechtzeitig zu unserem nächsten Programmpunkt zu kommen.
Mit der U-Bahn ging es Richtung Queens, ins Museum of Moving Image. Dort gab es eine Führung, angefangen im 17. Jahrhundert mit der Laterna Magica bis in die Gegenwart, die die Kunst, Geschichte, Technik und Technologie von Film, Fernsehen und Digitalen Medien anhand von Ausstellungsstücken (mehr als 130000) sowie Filmausschnitten näher gebracht hat. Äußerst detailliert und auch für Filmstudenten, die sich täglich mit dem Thema befassen noch sehr informativ.
Am frühen Abend, haben sich alle Studierenden und Lehrenden in Manhattan zum gemeinsamen Essen im “Ichi Umi” getroffen. Wer es geschafft hatte, sich am schier endlosen Buffet, mit einer riesigen Auswahl köstlicher Speisen zu entscheiden, konnte sich beim gemütlichen Zusammensitzen über das bisher erlebte austauschen. Doch viel Zeit blieb nicht, denn der nächste Programmpunkt wartete schon.
Im Eugene O Neill Theater, lief das unter anderem mit dem Tony Award ausgezeichnete Musical „The Book of Mormon“. Darin begeben sich zwei junge Mormonen auf eine Reise nach Uganda, um dort festzustellen, dass erfolgreiches Missionieren in einem von AIDS geplagten Land unter Armut und Gewalt schwierig ist. Die Texte sind sehr spitz und das als Komödie angelegte Stück, hat trotz der ernsthaften Thematik viele Lacher hervorgerufen. Auch für die eigentlich nicht Musical begeisterten Menschen war das präzise Timing und die Klasse, der Darsteller faszinierend und das ganze eine tolle Erfahrung.
Auf dem Weg zurück in unsere inzwischen schon heimisch gewordenen Unterkunft, ging es noch für einen Abstecher auf den nicht weit entfernten und trotz später Uhrzeit hell erleuchteten Times Square. Ein muss, wenn man schon den weiten Weg nach New York gefunden hat. Damit endete ein sehr gelungener dritter Tag.
Yannick Reuter
Tagesbericht NYC Studienreise, 26.3.18 – Tag 4
Einziger Programmpunkt am Montag war – zu Recht – das Ex Er Actor Seminar im Susan Batson Studio in Manhattan.
Die Möglichkeit, als Nicht-schauspieler einen tiefen Einblick in die Schauspielarbeit und Rollenerarbeitung zu bekommen, wurde allgemein als sehr bereichernd empfunden. Und intensiv.
Die Susan-Batson-Technik basiert zum Großteil darauf, dass Schauspieler auf ungelöste Konflikte und Bedürfnisse mit ihren Eltern zurückgreifen, um in den gewünschten emotionalen Zustand zu kommen. Der Jahrgang konnte hier die Rollenvorbereitung, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, aber dennoch sehr fordernd, am eigenen Leib erkunden.
Erster Schritt der Erarbeitung war ein Monolog, den jeder für sich erarbeiten musste. Danach, um im Moment zu sein und sich selbst zu lockern und “loszulassen” wurde getanzt. Jeweils eine Person musste sich von den anderen umringt zu Musik so bewegen, wie sie sich gerade fühlte, ohne Einschränkungen. Die anderen im Kreis sollten versuchen, den emotionalen Zustand der Person in der Mitte einzufangen und mitzunehmen.
Nach mehr als einer halben Stunde gemeinsamen tanzens, schreiens und schwitzens wurde anhand der Schilderungen unseres Lehrers Carl, aufbauend auf der theoretischen Vorbereitung am Vortag der Monolog noch einmal auf Konflikte untersucht und erarbeitet.
Der letzte Schritt war die Aufführung des Monologs vor den anderen mit Carls Anleitung und Unterstützung.
Ex Er Actor war eine sehr intensive, spannende Möglichkeit, das Schauspiel von innen kennenzulernen, wodurch die Ehrfurcht, der Respekt und das Verständnis für die Kunst des Schauspiels auf jeden Fall geschärft und gesteigert wurde.
Samuel Deisenberger
Tagesbericht NYC Studienreise, 27.3.18 – Tag 5
An unserem 5. Tag in NY statten wir der Columbia University –eine der renommiertesten Universitäten in NYC– einen fulminanten Besuch ab.
Warum fulminant? Darum:
Christoph, der ja selbst dort studiert hat, organisierte für den Start in den Tag ein Screening von Studentenfilmen der Columbia in Anwesenheit der Regisseure oder Produzenten und kam mit der glorreichen Idee für alle beteiligten Pizza zu bestellen. Als wir uns in der auffallend voluminösen Gruppe mit 8 Pizzakartons –den großen– und 4 Flaschen Limonaden natürlich in amerikanischer Größe durch die Stockwerke tasten, steht da tatsächlich unverkennbar vor dem Kinoraum„No Food“. Wir dürfen nach ein paar Gesprächen doch hinein. Nach den Screenings der wirklich sehr unterschiedlichen und interessanten Filme und einer Willkommensrede von Eric Mendelsohn, einem wortgewandten Drehbuch Dozenten dort, teilen wir uns auf um bei 2 Vorlesungen unterzukommen. Gäste werden auf der Columbia nicht toleriert, daher war das eine besondere Gelegenheit um einen Hauch von deren Zugang zum Filmstudium mitzubekommen. Die 2 Professoren, die wir kennengelernt haben, haben beide es eine sehr positive, anfeuernde Art ihre Studenten zu fesseln.
Auch durch mehr Show, hineingezuckerte schlaue Sprüche oder locker Scherze.
Später am Abend finden wir uns bei „Sleep No More“ einem außergewöhnlichen performalen Theatererlebnis wieder. Wo wir während einem exklusiven Q&A nur für unsere kleine österreichische Filmtruppe mit 2 Schauspielern überraschend erkennen, dass es lose auf Shakespeares Macbeth basiert.
Die Performance läuft über mehrere Stunden, 4 Stockwerke und die Zuseher sind eher Partizipanten, die inkognito mit einer weißen Maske und schweigend frei durch ein schummriges 1920er Jahre Hotel irren, oder beinahe spucken. Manche laufen auf der Seuche mache Abenteuer und Action Schauspielern nach, andere beobachten in aller Ruhe die Atmosphäre der mit Liebe zum Detail eingerichtete Kulisse. Es wird getanzt, beinhaltet viele Akrobatik Kunststücke und kommt gänzlich ohne Dialogen aus. Einer Geschichte zu folgen ist schwer, aber die Atmosphäre war einmalig und auch inspirierend.
Es ist wieder einmal ein ereignisreicher erfolgreicher Tag hier in NY!
Albert Car
Tagesbericht NYC Studienreise, 28.3.18 – Tag 6
Am Mittwoch stand für uns als erster Programmpunkt das neue Kodak Lab in New York, oder genauer gesagt Long Island City, auf dem Programm (Kodak bietet hier alles rund um Filmentwicklung an). Dort angekommen empfing uns Senior Manager Bob Mastronardi, der uns anschließend auch durch die Räumlichkeiten führte und uns den Ablauf einer Filmentwicklung erklärte: Im Eingangsbereich gibt es Spinde, in denen die Produktionsfirmen rund um die Uhr Filmrollen vom Dreh hinterlegen können. Jeden Tag werden früh morgens als erstes die Filmrollen aus diesen Spinds entnommen und in der Dunkelkammer für die Entwicklung vorbereitet und anschließend zu schier endlos langen Bahnen zusammengefügt, die dann vollautomatisch durch riesige Maschinen mit diversen Chemikalien laufen, so dass diese – wenn sie einmal gestartet wurden – unentwegt Film entwickeln. Nach der Entwicklung wird der fertige Film von Kodak geprüft und gesäubert und danach an die jeweiligen Postproduktionshäuser weiter geschickt. Bald wird Kodak an diesem Standort aber auch selbst eine Abtastung des Films in 4K zu digitalem Material anbieten.
Nach diesem interessanten Einblick in die analoge Filmentwicklung ging es für uns weiter zum AASFF, dem Austrian American Short Film Festival, das im Austrian Cultural Forum in Manhattan stattfinden sollte. Da dies der erste Tag des Festivals war, gab es zu Beginn ein „Get Together“ bei dem wir Filmstudierende die Filmschaffenden, deren Filme anschließend gezeigt wurden, und auch die Jury kennen lernen und uns austauschen konnten. Auch für Getränke und ein kleines Buffet war gesorgt 🙂
Danach standen die ersten zwei Kurzfilmblöcke des Festivals auf dem Programm, bei denen wir neben uns bereits bekannten Kurzfilmen der Filmakademie Wien auch endlich einige Kurzfilme der amerikanischen Filmschulen sehen konnten.
Nach dem Screening gab es noch die Möglichkeit bei gemeinsamen Gesprächen über die gesehenen Filme den Abend angenehm ausklingen zu lassen.
Jakob Widmann
Tagesbericht NYC Studienreise, 29.3.18 – Tag 7
Am Donnerstag Vormittag nahmen wir an der Masterclass mit Marcia Nasatir (Produzentin) und Jim Carabatsos (Drehbuchautor) teil. Es ging vor allem um das Pitchen und wie wichtig dieses in den USA ist. Marcia erzählte uns von der Vorproduktion des Vietnamkriegs-Films „Hamburger Hill“ (R: John Irvin, 1987), den sie unter anderem deshalb produzierte, da ihr Sohn im Vietnamkrieg war. Damit erklärte sie, dass sie aus Interesse zum Filmthema die Produktionen ausgewählte.
Anschließend durften vier Teilnehmer der Masterclass ein Kurzfilm-Drehbuch pitchen: ein Sci-Fi über eine Welt voller Roboter, eine Tragikomödie von einem verpatzten Heiratsantrag, ein Drama über eine Pornofilmproduktion und eine Liebesgeschichte einer Transgenderperson. Hierbei meinte Marcia, dass in Hollywood oft bekannte Schauspieler für Rollen genannt wurden, damit die Zuhörer eine Vorstellung haben und überzeugter werden. Die Frage lautet also: welcher bekannter Schauspiel-Star könnte für diese Rolle passen? In unserem Rahmen wurden Ryan Gosling und Jennifer Lawrence als Beispiel verwendet
Am Nachmittag gab es 2 Programmpunkte, die individuell ausgewählt werden konnten: der Besuch der Virtual Reality World und eines Seminars beim Eric Mendelsohn auf der Columbia University.
Die Virtual Reality World ist ein Zentrum, in dem Minispiele anhand Virtual Reality Brillen gespielt werden können. Beispielsweise ein Rennauto fahren, oder in luftiger Höhe über einen Balken balancieren.
Beim Seminar von Eric Mendelsohn wurde die Bedeutung der Einstellungsgrößen von Filmen besprochen. Das Hauptbeispiel war der schwedische Film „Låt den rätte komma in“ (R: Tomas Alfredson, 2008; zu Deutsch „So finster die Nacht“). Frame für Frame wurde betrachtet. Man konnte somit gut erkennen, wie veränderte Einstellungen auch Veränderungen der Beziehung der Figuren zueinander repräsentieren. Außerdem sprach Eric von der „anthropomorphen“ Kamera: die Kamera selbst sei im metaphorischen Sinne eine Figur im Film. Sein Beispiel war die Kamerabewegung in der Szene in „The Godfather“ (R: Francis Ford Coppola, 1972), in der ein abgetrennter Pferdekopf in einem Bett aufgefunden wird. Die Kamera bewegt sich lauernd, wie eine Schlange auf den Schlafenden zu, der noch nichts von seiner Entdeckung ahnt.
Julia Willi
Tagesbericht NYC Studienreise, 30.3.18 – Tag 8
Den vorletzten Tag unserer Reise starteten wir mit einem halbstündigen Fußmarsch in den Norden von Brooklyn, zur Barry R. Feirstein Graduate School of Cinema. Da wir in den Tagen zuvor in der NYU und in der Columbia University zu Gast gewesen waren, war es interessant, einen Einblick in die erste öffentliche Filmuniversität New Yorks zu bekommen. Das Gebäude befindet sich direkt neben den Steiner Studios, dem größten Filmstudiokomplex der Ostküste Nordamerikas, und man hat vom Unigebäude einen guten Blick auf das Kommen und Gehen am Studiogelände. Da die Uni noch sehr neu ist, gibt es erst zirka 200 Studenten und 2018 die ersten Absolventen. Leider haben einen Tag vor unserem Besuch die Osterferien begonnen, weshalb wir durch eine menschenleere Universität geführt wurden. Das Equipment und die gesamte Ausstattung hat uns gleich begeistert, doch wirkten die noch teils nackten weißen Wände etwas trostlos. Mit einer Studiengebühr von zirka 19.000$ im Jahr ist die Uni die bei weitem billigste in NY doch nicht zu vergleichen mit unserem Glück von nur 38,4€ im Jahr.
Weiter ging es zum Austrian Cultural Forum mitten in Manhattan, zu einer Vorführung des Films „Licht“ von Barbara Albert. Anschließend hatten wir die Gelegenheit bei einer Masterclass Fragen an Barbara und ihre Kamerafrau Christine A. Maier zu stellen. So bekamen wir einen Einblick in die Vorbereitungen und Dreharbeiten des Films.
Anschließend wurde der Film über Marcia Nasatir „A Classy Broad“ im ACF gezeigt, der uns Marcia, die wir bereits Tage zuvor bei ihrer Masterclass kennengelernt hatten, auf eine persönliche Weise vorstellte.
Den Abschluss des Austrian American Filmfestival bildete die Preisverleihung, bei der wir uns besonders für unsere Filmakademie Kolleginnen und Kollegen, dem Team des Films „FUCKING DRAMA“, freuten.
Zum Ausklang dieser Woche trafen wir uns noch alle gemeinsam nach der Preisverleihung in einem Pub, um auf eine ereignisreiche und spannende Woche anzustoßen.
Clara Bacher
Tagesbericht NYC Studienreise, 31.3.18 – Tag 9
Der letzte Tag der Reisecrew, Das letzte Mal gemeinsam tun. Doch vom Vorabend gezeichnet nun, Nur halber Zahl im Writer’s-Room.
Den einen den Luxus dunkler Kammer,
Außer Ausschlaf der Rauschnacht nichts zu suchen,
Den anderen eine ausstaffierte Schreibsuite, lichtdurchfluten. Mit großem Konferenztisch, von Pinnwänden flankiert, Die wiederum mit schwarzen Tüchern verdeckt, Provisorisch ein Geheimnis zwischen Showrunner und Netflix, Das niemandem im Raum wirklich von Interesse ist.
Im Gegensatz zur Essenz des Serienschreibens, Dramaturgisches Staffellaufen, Überall Politroman‘ und Aktenhaufen,
Und Franks feine Lakonie.
Dann ein letztes Mal vollständig zusammen,
Die Gruppe erst beim Aufräumen und Auschecken ist. Und die Fotopose zum Abschlussbild: ein Haustreppenwitz. Die Gruppe, eine ans Geländer angelehnte,
Denn das Wetter wieder sonnig,
Wenn auch nicht heiß – wie Alex Lemke.
So.
Nun eine Ellipse.
Denn was am Nachmittag anschließend geschah,
Ist für den Berichtenden weitestgeh’nd ein weißer Fleck. Man sagt, die meisten suchten ihre zweite Flat, Wieder andere schliefen im Park.
Am Flughafen, der Mond ein goldgelber Teller, Wir fliegen zurück.
Die Filme in der Mediathek, dieselben wie beim Hinflug.
Wir spielen sie einfach weiter, als wäre nichts dazwischen gewesen. Aber das war es.
Niklas Pollmann