Elena Meilicke porträtiert die amerikanische Schauspielerin Debra Winger, die, für kurze Zeit in den 80ern, eine Spielart von Weiblichkeit und weiblicher Erotik auf die Leinwand brachte, die Hollywood nur selten zu sehen gibt. Im Zwiegespräch mit Texten der Filmkritikerin Pauline Kael unternimmt Meilicke den Versuch, der eigentümlichen Faszination von Winger auf die Spur zu kommen und das Spezifische ihres Schauspiels auf den Punkt zu bringen – was auch heißt, Beschreibungen zu finden für Dinge, die sich nur schwer in Worte fassen lassen: die Qualitäten einer Stimme zwischen Lachen, Wiehern, Glucksen, Krächzen, Kichern, Juchzen, die Besonderheiten eines Augenaufschlags. Gleichzeitig analysiert der Beitrag Frauenrollen und Geschlechterpolitiken im Hollywoodkino der 80er, seinen ganz gewöhnlichen Sexismus.
Die in dem Band „The Real Eighties. Amerikanisches Kino 1980-1989“ versammelten Texte entwerfen ein alternatives Koordinatensystem des US-Kinos der Achtzigerjahre, das neue Verbindungen knüpft und mit alten Gewissheiten bricht. Im Zentrum stehen Spielarten eines unreinen Realismus, wie sie das Genrekino dieser Jahre – abseits des zeitgleich sich formierenden Blockbuster-Prinzips – maßgeblich prägten. Die 1980er gelten als Scharnier zwischen New Hollywood, dem last hurrah der amerikanischen Filmkunst, und der High-Concept-Wüste der Gegenwart; ein Jahrzehnt des Übergangs, in dem das amerikanische Kino sich im Einklang mit Präsident Reagans neoliberaler Agenda neu ordnete. The Real Eighties hinterfragt derartige Verfallsgeschichten, fokussiert Brüche und Widerstände in den Texturen dieses zu Unrecht verfemten Kinojahrzehnts. Das Lexikon ist kein filmgeschichtliches Inventar, sondern Einladung zu eigenständigen Entdeckungsreisen – und ein Versuch zur Rettung des historischen Möglichkeitssinns.
Elena Meilicke: Debra Winger
In: Lukas Foerster und Nikolaus Perneczky (Hg.): The Real Eighties. Amerikanisches Kino 1980-1989. Wien (Filmmuseum Synema Publikationen) 2918, S. 91-94.