Das erste Mal

Filmstill aus "Beautiful Girl" © Filmladen Filmverleih

Die Realisierung des ersten Spielfilms ist ein langer Weg mit vielen Herausforderungen. Umso schöner, wenn das Debüt gelingt – wie bei den Kinostarts unserer Filmakademie-Studierenden und AbsolventInnen.

Der Debütfilm ist ein großer Schritt für junge RegisseurInnen in die etablierte Filmbranche. Sie verlassen erstmals den geschützten Raum der Ausbildung, in dem experimentieren und scheitern erlaubt sind, und müssen sich nun in der “richtigen Welt” beweisen. Es sind die ersten Spuren, die sie hinterlassen auf einem Weg, der viel Willenskraft und Mut einfordert, um das Vertrauen und den Respekt der Branche zu gewinnen.

Gruber geht

Filmakademie-Absolventin Marie Kreutzer debütierte 2011 sehr erfolgreich mit dem Familiendrama Die Vaterlosen. Der Film feierte auf der Berlinale seine Uraufführung, erhielt dort eine „Lobende Erwähnung“ und gewann u.a. 2011 den „Großen Diagonale Preis“. Für Marie Kreutzer waren diese Preise wichtig und auch ausschlaggebend für die erfolgreiche Realisierung weiterer Spielfilmprojekte. Im Januar dieses Jahres hatte ihr zweiter Spielfilm Gruber geht, eine Romanverfilmung nach der Vorlage von Doris Knecht, Kinostart, derzeit steckt sie mitten in den Vorbereitungen zu ihrem nächsten Film Was hat uns bloß so ruiniert.

Dreharbeiten_GruberGeht

Dreharbeiten zu „Gruber geht“ © Leena Koppe

Marie Kreutzer erinnert sich an ihre ersten professionellen Dreherfahrungen, von den Dreharbeiten im Rahmen des Studiums war sie es bis dahin gewohnt, fast alles selbst zu machen: “Ich bin immer noch ein Kontrollfreak und würde am liebsten alle Zahlen kennen und genau wissen, welche Objektive eingepackt sind. Es war am Anfang schwierig zu durchschauen, wer mir da was abnimmt und wer für was zuständig ist von diesen vielen, vielen Leuten. Am schwersten hatte es mein Regieassistent Marco Antoniazzi mit mir. Weil ich vorher gar nicht wusste, was ein Regieassistent eigentlich alles macht. Das professionelle Filmemachen habe ich zu einem Großteil von ihm gelernt.”

Beautiful Girl

Auch Dominik Hartl, der im Oktober 2015 mit dem Coming-of-age Spielfilm Beautiful Girl sein Kinodebüt feiert, sah sich während der Dreharbeiten mit Herausforderungen konfrontiert, die im Rahmen seiner Ausbildung an der Filmakademie Wien noch etwas lockerer behandelt wurden: “Die größte Herausforderung war sicher die viel straffere Zeitplanung, vor allem in der Postproduktion. Deadlines müssen eingehalten werden, weil z.B. Ton- und Gradingstudios schon Monate im Vorhinein gebucht werden müssen und natürlich sehr teuer sind. Beim Dreh selber ist vor allem das Thema Überstunden, im Vergleich zu Studentendrehs, ganz anders bewertet. Länger als 12 Stunden am Tag zu drehen geht nur mehr in Ausnahmesituationen. Das heißt, man muss am Set sehr genau wissen, was man will und was man braucht.”

Filmstill aus "Beautiful Girl" © Filmladen Filmverleih

Filmstill aus „Beautiful Girl“ © Filmladen Filmverleih

FAKT – Die Filmakademie Talentschau

Um Debütfilme jedoch realisieren zu können, müssen Produktionsfirmen auf die jungen RegisseurInnen aufmerksam werden und bereit sein, in diese Talente zu investieren. Im Schnitt bewegen sich Debütfilme rund um ein Budget von einer Million Euro. Die Filmakademie Wien versucht bereits während des Studiums erste Kontakte mit der Filmbranche herzustellen.  Während der “FAKT – die Filmakademie Talentschau” haben Studierende die Möglichkeit, ihre Ideen renommierten ProduzentInnen, FördergeberInnen und Verleihen zu pitchen. Auch die Kurzfilme, die während der Ausbildung realisiert werden, dienen den Studierenden als Visitenkarte für kommende AuftraggeberInnen.

Vom Pitch zum Film

Vom erfolgreichen ersten Pitch bis zum fertigen Film ist es aber meist noch ein langer Weg. Es kann mitunter Jahre dauern, bis das Drehbuch soweit ist, verfilmt zu werden oder die Finanzierung gewährleistet ist. Filmakademiestudentin Andrina Mračnikar benötigte insgesamt zehn Jahre, um ihr Spielfilmdebüt zu realisieren. 2005 gewann sie für ihr Treatment zum Thema Angst den Carl-Mayer-Drehbuchpreis, im Anschluss daran entstand eine erste Drehbuchfassung. Während eines sehr intensiven Drehbuchprozesses, begleitet von ProduzentInnen und DramaturgInnen, war es Andrina Mračnikar immer ein großes Anliegen, dass es „ihr Film“ bleibt. „Deshalb ist es besonders wichtig, eine Produktionsfirma zu finden, in der man als junge Autorin und Filmemacherin ernst genommen und fair behandelt wird, und wo man auf Augenhöhe kommunizieren kann“.

MAFOLIEimage02

Filmstill aus „Ma Folie“ © Filmladen Filmverleih

Ma Folie, ein als bittersüßes Beziehungsdrama getarnter Psychothriller, hatte im Januar 2015 seine Uraufführung beim renommierten Nachwuchsfilmfestival Max Ophüls Preis und startete im März 2015 in den österreichischen Kinos.

Die bisherigen Debüt-Erfolge der StudentInnen und AbsolventInnen der Filmakademie Wien zeigen, dass sie allen Grund haben, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.

 

Webtipps:

AFC Interview mit Marie Kreutzer über Die Vaterlosen (Karin Schiefer)
Website Dominik Hartl
AFC Interview mit Andrina Mračnikar über Ma Folie (Karin Schiefer)

Text: Katja Jäger
Der Artikel ist in der Kunsträume Ausgabe #2-2015 Mai erschienen.