Nach abgeschlossenen Studien der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Publizistik hat sich Lixi Frank für ein Produktionsstudium an der Filmakademie Wien entschieden. Heute, kurz vor ihrem Abschluss, blickt sie schon auf erfolgreiche Kurzfilmproduktionen wie etwa Die Last der Erinnerung (Regie: Albert Meisl) oder Vergeben und Vergessen (Regie: Michael Ramsauer) zurück. Außerdem hat sie mit ihrem Kollegen Rudi Takacs 2016 ihren ersten Langfilm, die Dokumentation Paradies! Paradies! (Regie: Kurdwin Ayub), produziert. Über die Faszination der Produktion, Teamarbeit, Produktionsbedingungen und das Kino erzählt sie im Gespräch mit dem mdw-Magazin.
Was ist das Faszinierende daran, Filme zu produzieren?
Am Faszinierendsten finde ich, dass ich als Produzentin mit so vielen verschiedenen Bereichen zu tun habe. Neben der Organisation beschäftige ich mich als Produzentin auch mit vielen kreativen Bereichen: Ich lese und analysiere Drehbücher, bespreche mit der Regie die Besetzung oder gebe im Schnitt zu verschiedenen Versionen Feedback. Es macht Spaß mit Kreativen zu arbeiten, Filme zu analysieren und etwa zu verstehen, warum dramaturgisch das eine funktioniert und das andere nicht. Ich muss aber auch die Finanzierung aufstellen, Kalkulationen erstellen oder mit Leuten verhandeln. Diese Abwechslung finde ich sehr spannend.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der/dem RegisseurIn aus?
Idealerweise beginnt die Zusammenarbeit sehr früh, in vielen Fällen sogar schon bei der Idee oder dem ersten Konzept. Vom Feedback zu Drehbuch oder Konzept bis hin zur Herstellung versuche ich viel mit der Regie zu kommunizieren, um Ideen und Möglichkeiten auszuloten. Am schönsten sind die Projekte, bei denen mit der Regie ein Wir-Gefühl entsteht und wir gemeinsam an der kreativen Idee arbeiten. Schließlich bin ich mit der Regie am längsten am Projekt beteiligt. Oft nimmt der Weg von Entwicklung über Herstellung bis Verwertung Jahre in Anspruch.
Am wichtigsten ist mir in der Zusammenarbeit das gegenseitige Vertrauen, in organisatorischer, aber auch in kreativer Hinsicht. Ich möchte von der Regie nicht nur als organisatorische Person gesehen werden, sondern auch als kreative Mitstreiterin.
Und mit dem restlichen Team?
Auch mit dem restlichen Team versuche ich so viel wie möglich zu kommunizieren. Es benötigt viel Einfühlungsvermögen, denn jede Person im Team hat eigene Bedürfnisse und Wünsche, die man versucht zu erfüllen. Gleichzeitig muss ich als Produzentin auch oft Grenzen setzen, unangenehme Entscheidungen treffen oder bei Konflikten schlichtend eingreifen. Dabei eine gute Mischung zu finden und trotzdem fair zu bleiben, ist mir sehr wichtig.
Wie denkst du, werden sich die Produktionsbedingungen in der Zukunft ändern – unter anderem auch mit neuen Anbietern wie Netflix oder Amazon?
Momentan ist es noch schwer abzusehen, wohin es sich entwickelt, da es in Österreich noch zu wenig Erfahrungswerte gibt. Grundsätzlich wird sich dadurch natürlich Einiges verändern, etwa in der Verwertung: Wenn ein Film von Netflix oder Amazon finanziert wird, gibt es beispielsweise keine Festival-Auswertung (oder nur gezielte Screenings außer Konkurrenz), aber keine Festival-Tour im klassischen Sinne und natürlich auch keine Kinoauswertung. Das bedeutet, dass Produktion und Regie bei der Vermarktung so gut wie kein Mitspracherecht haben, denn das Produkt ist fertig, sobald es abgeliefert wird. Dessen muss sich vor allem die Regie bewusst sein, denn in Österreich profitieren ja viele FilmemacherInnen von den künstlerischen Erfolgen auf Festivals. Andererseits ermöglichen die Plattformen natürlich andere Erzählstrukturen und vor allem ein serielles Erzählen, das in der Form in Österreich abseits des ORF nicht wirklich möglich ist.
Gehst du selbst gerne ins Kino? Wenn ja, warum?
Ja, sehr gerne. Im Kino einen Film zu sehen, ist einfach anders, die Konzentration auf den Film und das „Erlebnis“ ist nicht dasselbe wie daheim vor dem Fernsehgerät oder gar vor dem Laptop. Ich kann mich auf einen Film im Kino oft ganz anders einlassen, es gibt auch keine Ablenkung wie zu Hause, wo man sich oft selbst dabei ertappt, dass man auf das Handy sieht.
Interview: Doris Piller
Das Interview ist im mdw-Magazin Dezember/Jänner 2016/2017 erschienen.