Franz Brandstätter und Valentin Struklec, Professoren für Digital Art – Compositing, haben gemeinsam mit dem Team von VAST, dem auch die Studierenden Andrea Singh, Manuel Plach, Matthias Boca und Robin Leeb angehörten, Effekte für Wes Andersons Kurzfilm The Wonderful Story of Henry Sugar erstellt. Wir wollten wissen, wie es zur Zusammenarbeit kam und welche Bilder sie für Wes Andersons Film gezaubert haben.
Franz Brandstätter: Valentin und ich sind ja schon seit vielen Jahren in der VFX Branche tätig und in unserer Zeit in London haben wir Kontakte geknüpft, die bestehen geblieben sind. So haben wir auch erfahren, dass Wes Anderson gerade in der Nachbearbeitung von Asteroid City noch nach Unterstützer*innen sucht. Valentin hat sich mit seiner Firma VAST vorgestellt und ein kleines Test Packet von 12 Shots erhalten. Er hat mich als kreativen Lead in das Projekt geholt und so haben wir in kurzer Zeit bewiesen, dass wir die Qualität zuverlässig liefern können. Die Produktion war damit so zufrieden, dass sie das Auftragsvolumen vervierfacht haben und uns gleichzeitig angeboten haben, an The Wonderful Story of Henry Sugar zu arbeiten.
Wie war die Zusammenarbeit und was waren eure Aufgaben bei dem Projekt?
FB: In einem Wes Anderson Film ist jedes Detail bis zur Perfektion choreographiert. Da dies aber in der realen Welt nicht spielbar oder drehbar ist, wird in der Nachbearbeitung umso akribischer versucht diese Perfektion herzustellen. Dabei geht es um das Timing der Schauspieler*innen, die Bewegung der Kamera oder etwa das Hinzufügen von Stop Motion Aufzeichnungen und dergleichen. Der Film Henry Sugar beginnt mit einer etwa 3-minütigen durchgehenden Kamerafahrt, in der der Geschichtenerzähler aus seinem Ohrensessel aufsteht, das Haus, in dem er sitzt, verlässt, und dann durch mehrere Theater-Bühnenbilder spaziert, bis der eigentliche Hauptdarsteller das Sprechen übernimmt und das Bühnenbild abermals wechselt. Diese lange Kamerafahrt wurde in vielen Takes gedreht, und unsere Aufgabe bestand darin, alle Takes zu einem homogenen Shot zusammenzufügen, wo das Timing jedes Satzes perfekt auf den Rhythmus der Musik stimmte und sich die Kamera flüssig und ohne sichtbaren Übergang durch die Szenerie bewegt. Allein an dieser knapp 3 1/2-minütigen Einstellung haben vier Leute drei Monate gearbeitet. Und von diesen Aufgaben hatten wir zahlreiche, denn jeder einzelne Shot der ersten knapp 30 Minuten des Filmes flossen durch unsere Hände.
Was hat am meisten Spaß gemacht und war kreativ herausfordernd?
FB: Die schönsten kreativen Shots waren die Kombinationen aus Miniaturaufnahmen mit Live-Action Plates. Wir hatten zwei Shots, in denen eine überdimensionale Lupe über einen Teil des Bildes gelegt wurde. Diese Lupe wurde separat gefilmt, und auch der vergrößerte Inhalt wurde speziell aufgenommen. Dies mit den realen Aufnahmen zu kombinieren macht kreativ auf jeden Fall Spass.
Was bedeutet die Oscar-Nominierung für euch? Wie würdet ihr die Aufmerksamkeit auf euer Department beschreiben?
FB: Natürlich sind wir sehr stolz an, so einem Projekt mitgemacht zu haben und fiebern bei den Oscars mit. Vor allem zu wissen, dass unsere Arbeit einen sehr hohen Anteil an dem künstlerischen Stil dieses Werkes hat, ist für uns alle eine Genugtuung. Umso mehr freut es uns auch, dass wir doch einige unserer Studierenden hier in unserem Team hatten und sie den hohen Anforderungen einer Wes Anderson Show auch gerecht wurden. Das bestätigt auch unser Ausbildungskonzept.