Diagonale’22

Filmstill aus "Wander"

Von 5. bis 10. April wird Graz wieder zum Treffpunkt des österreichischen Films, wenn die Diagonale das aktuelle heimische Filmschaffen in all seinen Variationen präsentiert. Im Programm der 25. Festivalausgabe sind zahlreiche Arbeiten von Studierenden, Lehrenden und Alumnis der Filmakademie Wien zu sehen.

Der Filmwettbewerb der Diagonale’22 umfasst insgesamt 113 aktuelle österreichische Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, Animations- und Experimentalfilme, das Programm soll dem Publikum „Anlass für einen Blick aus einer prekären Gegenwart bieten, der vielleicht auch einen Funken Hoffnung gibt“, so die Festivalleiter Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber. Die Sichtweisen und Themen der nachkommenden Filmgeneration werden beim Festival u.a. von den Studierenden der Filmakademie Wien präsentiert, mit insgesamt sieben Produktionen sind sie in den Wettbewerbsschienen vertreten.

In den Kurzspielfilmprogrammen gehen fünf Filme ins Rennen um die Goldene Nuss. Lullaby, der im Januar mit dem Preis für „Bester Kurzfilm“ beim renommierten Filmfestival Max Ophüls Preis ausgezeichnet wurde, feiert bei der Diagonale nun seine Österreich Premiere. Der Film begleitet die siebzehnjährige Eva auf ihrer verzweifelten Suche nach Schlaf und führt die Zuschauer*innen an die Kehrseite des alltäglichen Lebens.
Im Kurzspielfilm Am Grat unternehmen zwei Brüder eine womöglich letzte gemeinsame Wanderung, bei der Erinnerungen an die Kindheit und gleichzeitig die Sorge über eine ungewisse Zukunft wach werden. „Am Grat lebt vom nuancierten, authentischen Spiel seiner beiden Hauptdarsteller wie von seinen präzisen Bildern, die Regisseur Matteo Sanders für die Machtrelation zwischen Mensch und Natur findet.“ schreibt die Diagonale in ihrem Katalog.
Zwei komplett unterschiedliche Welten scheinen im Film Alles ist hin aufeinanderzuprallen. Die 60-jährige obdachlose Punkerin Maja taucht plötzlich in Ingos Wohnung auf, der vom Geld seiner Mutter als Musiker und Faulenzer in den Tag hineinlebt. So ungewöhnlich wie die beiden, sind auch die Baustellen in ihren Leben. „Mit grandiosem Ensemble inszeniert Jan Prazak den Clash zweier scheinbar konträrer Lebenskonzepte. Doch nur weil alles reparaturbedürftig scheint, ist noch lange nicht alles hin.“ (Diagonale Katalog)

Filmstills aus Lullaby und Am Grat

Mein Hosenschlitz ist offen. Wie mein Herz wurde bei der Werkschau der Filmakademie Wien als Preview gezeigt, nun feiert der Film in Graz seine Festivalpremiere. Der Film entführt das Publikum sehr humorvoll und soundintensiv in den erotischen Tagtraum einer jungen Frau. „Ein queeres Körperfest weiblichen Begehrens mit schlafwandlerischer Keckheit von Marie Luise Lehner in den feministischen Möglichkeitsraum inszeniert.“ (Katalogtext Diagonale)
Im Kurzspielfilm Fireworks, entstanden als Koproduktion mit dem externen Regisseur Sebastian Schmidl, beschließen zwei Schwestern nach einem Gewalterlebnis sich am Täter zu rächen. Doch mit ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit drohen die beiden immer tiefer in die düstersten Bereiche ihrer Psyche vorzudringen. „Eine hervorragend inszenierte moderne Variante des klassischen 1970er-Jahre Rape-and-Revenge-Films, die sich der Exploitation verwehrt – und ihre Figuren schützt.“ (Katalogtext Diagonale)

Filmstill aus Fireworks

Im Dokumentarfilmwettbewerb feiert Good Life Deal von Samira Ghahremani seine Uraufführung. Die Filmemacherin begleitet den Aussteiger Gerhard in seine neue Heimat. Für Amy, eine Thailänderin, gibt er sein Leben in Österreich auf und will sich im fernen Osten eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Ihre Beziehung wird von einer unausgesprochenen Vereinbarung begleitet: finanzielle Unterstützung im Austausch für ein Familienidyll. „Samira Ghahremani dokumentiert in ihrem Film einen motorisch stark beeinträchtigten Mann, dem in Thailand nicht nur die Zukunftsperspektive abhandenkommt, sondern dessen Alltag sich auch mehr und mehr zum Krimi entwickelt (…) Ghahremani kommt den Geschehnissen dabei erstaunlich nah, fängt Zwischentöne und Situationen ein, die eventuell bereits vom drohenden Unheil künden.“ (Katalogtext Diagonale)

In Rosa Friedrichs Spielfilmdebüt Wander geben sich vier junge Menschen einer globalen Katastrophe hin, die ihnen unaufhaltsam scheint. Gespült an den letzten Flecken Erde, ausgespien von der tobenden Flut, bedeckt mit atomaren Algen; Fische fallen vom Himmel. So beginnen sie ihr desillusioniertes Spiel zwischen Leben und Tod. Es ist ein Traum. Es ist kein Traum. Es ist das Ende der Welt. Es ist die sinnliche Verschmelzung von Wasser, Haut, Stein, Haar und Erde. „Ein Film wider alle Konventionen in Narration und Produktion – radikal frei in Form und Umsetzung.“ (Diagonale)

Filmstills aus Good Life Deal und Wander

Neben Filmakademie Wien Produktionen sind etliche Studierende mit extern realisierten Filmen in den Wettbewerbsprogrammen zu sehen. So dürfen wir uns z.B. auf die neueste Arbeit von Produktions- und Drehbuchstudentin Leni Gruber freuen. Im Kurzspielfilm Hollywood, den sie gemeinsam mit Drehbuchstudent Alex Reinberg, Kamerastudent Patrick Wally und Schnittstudent Daniel Rutz umgesetzt hat, glaubt Anna fest daran, irgendwann den Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen. Bis dahin fungiert sie für die örtliche Feuerwehr bei Übungseinsätzen als „Trainingsopfer“.
Produktionsstudentin Alisa Frischholz ist mit 5pm Seaside (Regie: Valentin Stejskal) ebenfalls im Kurzspielfilmprogramm vertreten. Gedreht wurde der Film in Griechenland, er erzählt die Geschichte zweier Menschen, die sich bei einem Wiedersehen nach langer Zeit einen gefährlichen Wunsch erfüllen.
Der Kurzspielfilm Absprung von Regisseur Valentin Badura wurde gemeinsam mit den Filmakademie Wien Studenten Chris Dohr (Produktion), Patrick Wally (Kamera) und Andreas Moser (Schnitt) realisiert. Im Film, der beim Filmfestival Max Ophüls Preis uraufgeführt wurde, wird die Auflösung der Wohnung des Großvaters für den Enkelsohn eine Reise in eine fortlebende Vergangenheit.
Im Kurzdokumentarfilmwettbewerb ist Schnittstudentin Lisa Maria Pichler mit dem Film Die Schönste Zeit (Regie: Daniel Fill) vertreten, ein Porträt über das Wiener Café Girardi, seinen Besitzer und den Kellner des Lokals. „Daniel Fill zeigt in seinem gemeinsam mit Maria Lisa Pichler realisierten Film zwei Veteranen, die mit viel Detailliebe und Sorgfalt einen Ort am Leben erhalten, der heute für die meisten unsichtbar geworden ist.“
Im bereits vielbeachteten Dokumentarfilm Krai von Regiestudent Aleksey Lapin, der seine Uraufführung bei der Viennale 2021 feierte, kehrt der in Russland geborene Filmemacher in seine Heimatstadt zurück um einen „historischen Film“ zu drehen.  Im Laufe der Dreharbeiten verwandelt sich das Dorf jedoch immer mehr in eine fiktionale Erzählung. „Eine Exploration in Schwarz-Weiß, streng und schelmisch zugleich, in der ein mysteriöses Gas sein Unwesen treibt und zwischen Gedichten Pilze aufschimmern.“ (Katalogtext Diagonale)
Schnittstudent Rupert Höller aka „Mister Music Video“ ist in der Programmschiene „Innovatives Kino“ mit seinem aktuellen Musikvideo Noizu – Summer 91 (Looking back) vertreten. Wie immer –bildstark und humorvoll – sieht man der Musik gerne beim Tanzen zu!

Filmstills aus Alles ist hin und Mein Hosenschlitz ist offen. Wie mein Herz

Auch Lehrende der Filmakademie Wien präsentieren beim Festival des österreichischen Films ihre aktuellen Arbeiten. Kameraprofessor Wolfgang Thaler komponierte die Bilder zu Rimini von Ulrich Seidl, Drehbuchprofessor Götz Spielmann feiert im Rahmen der Diagonale die ORF-Premiere seines Landkrimis Der Schutzengel und Senior Lecturerin Birgit Foerster montierte den neuen Spielfilm Märzengrund von Adrian Goiginger. In der Reihe „RAUSCH“ wird unter anderem die „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“-Trilogie von Michael Glawogger gezeigt, Nacktschnecken und Hotel Rock’n’Roll wurden von Produktionsprofessor und Institutsleiter Danny Krausz (Dor Film) produziert. In der Reihe „In Referenz“ wird zum achtzigsten Geburtstag von Regieprofessor Michael Haneke der Psychothriller Funny Games in österreichischer (AT 1997) und – praktisch baugleicher – amerikanischer (US 2007) Version gezeigt.  

Das gesamte Diagonale’22 Programm zum Schmökern gibt es HIER.
Wir wünschen allen wunderbare Festivaltage und Filmerlebnisse in Graz!

Die Diagonale-Filme unserer Studierenden und die Spielzeiten im Überblick

Alles ist hin, Kurzspielfilm, AT 2022, 30 min
Drehbuch/Regie Jan Prazak-Zoufaly, Kamera Johannes Hoss, Schnitt Barbara Seidler, Produktion Flora Mair
Mi., 06.04., 15 Uhr, Annenhof Kino 6 // Fr., 08.04., 15 Uhr, KIZ Royal

Am Grat, Kurzspielfilm, AT 2022, 19 min
Drehbuch/Regie Matteo Sanders, Drehbuch Tobias Resch, Kamera Konrad Milan, Schnitt Julia Sternthal, Produktion Shoshana Aschauer, Marija Burtscher
Do., 07.04., 20.30 Uhr, KIZ Royal 2 // So., 10.04., 16.30 Uhr, Annenhof Kino 5

Fireworks, Kurzspielfilm, AT 2022, 35 min
Drehbuch/Regie/Produktion Sebastian Schmidl (extern), Kamera/Produktion Victoria Herbig, Schnitt Julia Drack (extern), Produktion Clara König
Mi., 06.04., 18 Uhr, Annenhof Kino 6 // Sa., 09.04., 23 Uhr, Annenhof Kino 5

Good Life Deal, Dokumentarfilm, AT 2022, 73 min
Konzept/Regie/Kamera/Produktion Samira Ghahremani, Schnitt Esther Fischer, Produktion Gwendolyn Meisinger
Mi., 05.04., 15 Uhr, Schubertkino 1 // Do., 07.04., 20.30 Uhr, Rechbauer

Lullaby, Kurzspielfilm, AT 2022, 21 min
Drehbuch/Regie Magdalena Chmielewska, Drehbuch Andreas Schiessler, Kamera Manuel Prett, Schnitt Luzia Johow, Produktion Saskia Arth
Sa., 09.04., 17.30 Uhr, Annenhof Kino 5 // So., 10.04., 10.30 Uhr, Annenhof Kino 5

Mein Hosenschlitz ist offen. Wie mein Herz, Kurzspielfilm, AT 2022, 28 min
Drehbuch/Regie/Produktion Marie Luise Lehner, Kamera Simone Hart, Schnitt Jana Libnik, Produktion Saskia Arth
Mi., 06.04., 21 Uhr, Annenhof Kino 6 // Fr., 08.04., 11 Uhr, KIZ Royal 1

Wander, Spielfilm, AT 2022, 86 min
Drehbuch/Regie Rosa Friedrich, Kamera Joanna Piechotta (extern), Schnitt Philipp Mayer, Produktion Vikas Narula (extern), VFX Rebecca Krammer, Julian Grumer
Mi., 6.4., 18 Uhr, Schubertkino 2 // Fr., 08.04., 10.30 Uhr, Annenhof Kino 5